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So meisterte Deutschland die Energiekrise

Die wichtigsten Entwicklungen auf einen Blick

  • Die Preise für Energie sind bereits vor 2022 kontinuierlich angestiegen, denn die Einkaufskosten auf dem Großmarkt erhöhen sich stetig.
  • Durch den Russland-Ukraine-Konflikt verschärfte sich die Lage dramatisch: Haushalte mussten so viel zahlen wie noch nie.
  • Die gestoppten Gaslieferungen aus Russland wirkten sich sowohl auf den Gas- als auch den Strommarkt aus.
  • Ab dem 01. März 2023 galt die Strom- und Gaspreisbremse: Ein Basisverbrauch für Strom durfte im Zuge dessen nicht mehr als 40 ct/kWh, für Gas nicht mehr als 12 ct/kWh und für Fernwärme nicht mehr als 9,5 ct/kWh kosten. Die Entlastungen galten rückwirkend zum 01. Januar 2023. Am 31. Dezember 2023 lief die Preisbremse aus.
  • Die Gasversorgung war durch ausbleibende Lieferungen aus Russland stark beeinträchtigt, im Notfallplan Gas war zwischendurch die Alarmstufe aktiv.
  • Gut gefüllte Gasspeicher und Importe aus anderen Ländern, zum Beispiel Norwegen, halfen Deutschland durch die Krise.
  • Im Sommer 2023 gab es ein erstes Aufatmen auf den Energiemarkt. Die Preise stabilisierten sich und rückten unter die 40-ct-Marke. Für Haushalte lohnt es sich wieder, zu wechseln.
  • Seit Anfang 2024 kann man von einem Ende der Energiekrise sprechen. Die Preise sind wieder auf Vorkrisenniveau. Manche Strom- und Gasanbieter konnten sogar für Bestandskunden die Preise senken – gemacht haben das aber nur wenige. Wer also noch Krisenpreise zahlt, sollte unbedingt den Energievertrag wechseln.

Einen genauere Analyse der Situation auf dem Energiemarkt haben wir Ihnen auf dieser Seite zusammengestellt. Wir geben Ihnen hier alle Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wie sieht die gegenwärtige Lage konkret aus? Welche Faktoren sind für den sprunghaften Preisanstieg verantwortlich? Und was bedeutet das für Sie?  

Die Strom- und Gaspreisbremse entlastete Haushalte

Die Energiepreise stiegen scheinbar ins Unermessliche, sodass Haushalte mit astronomischen Nachzahlungen rechnen mussten. Besonders beim Gas, das sich eigentlich jahrelang auf einem relativ niedrigen Preisniveau hielt, explodierten die Preise 2022. Um Haushalte zu entlasten und eine zielgenaue Hilfe zu garantieren, hatten Bund und Länder Ende 2022 die Gaspreisbremse und eine Strompreisbremse beschlossen. Sie trat am 1. März 2023 offiziell in Kraft (rückwirkend zum 1. Januar) und wurde zum 31. Dezember 2023 eingestellt.

Was ist die Gaspreisbremse?

Die Gaspreisbremse deckelte den Arbeitspreis auf 12 Cent pro kWh für Gas und 9,5 Cent pro kWh für Fernwärme. Um die Haushalte noch mehr zu entlasten, wurde die Gaspreisbremse rückwirkend auch auf die Monate Januar und Februar angewendet. Damit Haushalte weiterhin einen Anreiz zum Energiesparen hatten, wurde der gedeckelte Verbrauch auf 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs beschränkt. Für jede Kilowattstunde, die über dem Basisverbrauch verbraucht wurde, musste der reguläre Marktpreis gezahlt werden.

Der Gaspreis, der für Verbraucher galt, wurde demnach nicht mehr vom Markt bestimmt. Die Energieversorger hatten trotzdem weiterhin schwankende Beschaffungspreise – die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem gedeckelten Preis trug der Staat. Die Kosten des Gaspreisdeckels beliefen sich für den Staat auf über 30 Milliarden Euro.

Was ist die Strompreisbremse?

Die Strompreisbremse funktionierte genau wie die Gaspreisbremse. Ein Basisverbrauch von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs durfte hier maximal 40 Cent pro kWh kosten. Auch diese Maßnahme greift seit dem 01. März und wird rückwirkend auf die Kosten von Januar und Februar angewendet.

Die finanziellen Mittel werden teilweise bei den Energieproduzenten abgeschöpft, die sogenannte Zufallsgewinne erwirtschaftet haben. Dazu zählen beispielsweise Ökostromproduzenten, die Sonnen- oder Windenergie produzieren und von den hohen Preisen an der Strombörse profitierten.

Was war für Verbraucher in der Zeit wichtig?

Aufgrund des hohen technischen Aufwands bei der Umsetzung der Energiepreisbremsen war für Haushalte vor allem Geduld geboten. Abschlagsanpassungen und eventuelle Rückzahlungen verzögerten sich. Entsprechend kam es durchaus vor, dass die Abschlagszahlungen in den ersten Monaten nach Inkrafttreten der Preisbremse schwankten.

Die Versorger waren verpflichtet, die gedeckelten Preise weiterzugeben und taten dies auch automatisch, ohne dass Haushalte tätig werden mussten. In der Jahresrechnung des Energieversorgers wurden alle Kosten und Erstattungen transparent aufgeschlüsselt, sodass Haushalte alle Zahlen nachvollziehen konnten.

Wie haben sich Energiepreise in den letzten Jahren entwickelt?

Energiepreise setzen sich aus drei Hauptfaktoren zusammen. Fast die Hälfte fällt für Beschaffungs- und Vertriebskosten an – dieser Anteil wird direkt an den jeweiligen Anbieter gezahlt und ist vor allem in den letzten zwei Jahren stark angestiegen, hier ist also der Löwenanteil für den Preiszuwachs zu verorten.

Hinzu kommen Netzentgelte für die Nutzung des Energienetzsystems: Auch diese haben sich seit 2018 kontinuierlich erhöht, wenngleich nicht so sprunghaft wie die Beschaffungskosten. Zuletzt müssen Steuern und Abgaben entrichtet werden, zu nennen sind hier vor allem die Mehrwertsteuer sowie die Stromsteuer. Lange Zeit machte dieser staatliche Anteil knapp 50 Prozent der Energiekosten aus, das hat sich mit der Abschaffung der EEG-Umlage ab Juli 2022 allerdings geändert.

Der Gesamtpreis für Strom ist lange Zeit weitgehend konstant geblieben bzw. nur minimal gestiegen. In den letzten Jahren hat sich die Situation allerdings zunehmend verschärft, eine graduelle Preisspirale kulminierte Ende 2021 in einem Höchstwert von durchschnittlich 32,16 Cent pro Kilowattstunde; vor acht Jahren hatte jener Wert noch lediglich 28,84 ct/kWh betragen. 

Der Strompreis für Haushalte im Jahresüberblick.

2022 ist der durchschnittliche Strompreis auf über 40 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Mit der Abschaffung der EEG-Umlage im Juli hatte sich die Lage kurzfristig etwas entspannt, aber noch immer lagen die Stromkosten über Vorjahresniveau.

Hinzu kommt, dass sich die Netzentgelte im letzten Jahrzehnt um etwa 1,5 ct/kWh erhöht haben, was den Strompreis zusätzlich befeuert. Die Hauptursache sind aber signifikant höhere Beschaffungs- und Vertriebskosten vonseiten der Versorger. Nach einem Tiefstand von 5,71 ct/kWh im Jahr 2017 lag dieser Preisanteil 2021 bereits bei 7,93 ct/kWh und hat Ende 2022 seinen vorläufigen Höchststand bei 20,64 ct/kWh erreicht.

Ähnlich verhält es sich beim Gas: Auch hier gibt es stark ansteigende Einkaufskosten für Erdgas zu beklagen – ein Trend, der durch die aktuelle politische Lage in Russland und der Ukraine massiv verschärft wurde. Höhere Netzentgelte tun ihr Übrigens, sodass Haushalte in diesem Jahrzehnt unter einer deutlich stärkeren Kostenbelastung für Energie leiden.

Was waren die Gründe für den allmählichen Preisanstieg?

Zur Zeit der Energiekrise herrschte aus Kundensicht regelrechtes Chaos: Wir wollen Ihnen die Situation exemplarisch anhand der Einkaufsbedingungen für Stromversorger veranschaulichen. Diese müssen Strom zuerst an der Strombörse einkaufen, dort sind die Preise seit 2021 jedoch in astronomische Höhen geklettert. Anfang 2021 hatte der Großhandelspreis noch knapp 40 Euro pro Megawattstunde betragen, ehe er sich in den Folgemonaten plötzlich vervielfachte. Im Spätsommer 2021 wurde schließlich die Schallmauer von 100 EUR/MWh durchbrochen.

Die Strompreisentwicklung bis heute im Überblick

Dieser Kurssprung stellte ein absolutes Novum dar und war erst der Anfang. Bis Herbst 2022 stiegen die Preise weiterhin an und erreichten immer neue Preisrekorde. Die Preise am Stromgroßmarkt ließen sich mit den extrem gestiegenen Preisen an der Gasbörse erklären, denn die Gaspreise nehmen großen Einfluss auf die Strompreise. Die Gas-Lieferstopps aus Russland und die damit einhergehende Unsicherheit bezüglich der Versorgung trieben den Gaspreis über 2022 immer weiter in die Höhe.

Vier Gründe für die Preiserhöhung

  1. Die Gründe für die Kostenexplosion sind mannigfaltig. Bedeutsam ist war lange Zeit die sich allmählich wieder erholende Wirtschaftslage: Nachdem die weltweite Nachfrage im Zuge der Coronakrise zeitweilig abflaute, kehrten anschließend überraschend schnell wieder präpandemische Verhältnisse ein; ohnehin besteht auf dem asiatischen Markt seit jeher ein stetig anwachsender Energiebedarf. Dies manifestiert sich in rasant zunehmenden Großhandelspreisen für fossile Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle. Erhöhte CO2-Abgaben verschärfen diese Entwicklung zusätzlich. 
  2. Hinzu kommen temporäre bzw. saisonale Ursachen. 2021 war eine ausgesprochen schlechte Erzeugungsperiode für regenerative Energien: Geringe Sonnenstrahlung und mangelnder Wind sorgten für niedrige Speicherstände, die sich besonders im Spätjahr bemerkbar machten. Zur gleichen Zeit war Frankreich dazu gezwungen, diverse Atomreaktoren für Wartungsarbeiten vorübergehend zu deaktivieren – die hierdurch entstehende Versorgungslücke musste unter anderem mit dem Import von deutschem Strom überbrückt werden, was hierzulande wiederum den Preis in die Höhe trieb.
  3. Hauptentscheidend ist zum jetzigen Zeitpunkt gleichwohl die weltpolitische Lage. Durch den eskalierenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine herrscht auf dem Markt enorme Unsicherheit vor. Als direkte Konsequenz des Russland-Ukraine-Kriegs wurde zudem bereits die Nord Stream 2-Pipeline auf Eis gelegt, wobei dies noch keine direkten Folgen hat, schließlich hatte diese Pipeline noch kein Gas geliefert. So oder so haben sich die Preise im Zuge des Krieges aber vervielfacht. Das macht sich auch volkswirtschaftlich bemerkbar: Eine Rezession ist wohl nicht zu befürchten, aber die Inflationsrate bewegt sich weit jenseits der 10-Prozent-Marke.
  4. Der hohe Großhandelspreis für Energie entsteht durch das Zusammenspiel all jener Aspekte. Als unmittelbare Konsequenz haben sich die Einkaufskosten für Strom- und Gasversorger signifikant erhöht, diese finanzielle Mehrbelastung wird in vielen Fällen direkt an die Kundschaft weitergegeben. Aufgrund der unklaren und unsicheren Lage haben zudem zahlreiche Anbieter das Neukundengeschäft vorübergehend gedrosselt oder ganz eingestellt. Daher werden Privathaushalte bei der Suche nach einem günstigeren Energievertrag nicht immer fündig. 

Die Energieversorgung war stets gesichert

Deutschland kann seinen Energiebedarf nicht mit eigenen Gasreserven decken und importiert deswegen schon seit jeher große Mengen Erdgas. Das eingekaufte Gas wird aber nicht direkt verbraucht, schließlich ist der Verbrauch innerhalb eines Jahres alles andere als konstant. Während in den warmen Sommermonaten kaum geheizt wird und der Bedarf nach Erdgas somit verhältnismäßig gering ist, sieht es während der kalten Winterzeit genau andersherum aus.

Deswegen wird in verbrauchsarmen Monaten ein großer Teil des importierten Erdgases in unterirdischen Gasspeichern gelagert. Als idealer Füllstand wird zum 01. November jedes Jahres ein Wert von mindestens 90 Prozent angestrebt – nur so ist auch sichergestellt, dass Deutschland im Winter genügend Gas zur Verfügung hat, um seinen Heizbedarf vollständig zu decken.

Was viele Jahre reibungslos funktioniert hat, erwies sich 2022 allerdings als mögliches Problem. Denn durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine kommt es auf geopolitischer Ebene zu einem ökonomischen Sanktionskrieg zwischen EU-Staaten und Russland, welches für Deutschland lange Zeit der wichtigste Gashandelspartner war. Noch 2021 kam mehr als die Hälfte des hierzulande verbrauchten Erdgases aus Russland – ein Abhängigkeitsverhältnis, das zu Importlücken führte, denn Russland hatte seine Gaslieferungen komplett eingestellt.

Dennoch hat Deutschland einen Speicherstand von 100 Prozent im November 2022 erreichen können. Die guten Fortschritte beim Einspeichern waren der besonders milden Wetterlage im Herbst zu verdanken. Obwohl das zu der Zeit nicht als Entwarnung gelten konnte, mussten Deutschlands Haushalte zu keinem Moment während der Krise um ihre Energieversorgung bangen. Diese war stets gesichert, niemandem musste das Gas abgedreht werden, weil keines mehr da war.

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Strom oder Gas wechseln leicht gemacht!